Sure 1 (al-Fatiha)

بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ
الْحَمْدُ لِلَّهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ
الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ
مَالِكِ يَوْمِ الدِّينِ
إِيَّاكَ نَعْبُدُ وَإِيَّاكَ نَسْتَعِينُ
اهْدِنَا الصِّرَاطَ الْمُسْتَقِيمَ
صِرَاطَ الَّذِينَ أَنْعَمْتَ عَلَيْهِمْ غَيْرِ الْمَغْضُوبِ عَلَيْهِمْ وَلَا الضَّالِّينَ

Transkription

al-fātiḥa
bi-smi llāhi r-raḥmāni r-raḥīm

al-ḥamdu li-llāhi rabbi l-ʿālamīn
ar-raḥmāni r-raḥīm
māliki yawmi d-dīn
iyyāka naʿbudu wa-ʾiyyāka nastaʿīn
ihdină ṣ-ṣirāṭa l-mustaqīm
ṣirāṭa llaḏīna ʾanʿamta ʿalayhim
ġayri l-maġḍūbi ʿalayhim wa-lă ḍ-ḍāllīn

Übersetzungen

Vers Ahmadeyya Rudi Paret M. A. Rassoul Azhar Zaidan
1

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Gütigen.

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Bismil-lahir-rahmanir-rahim: Mit dem Namen ALLAHs, Des Allgnade Erweisenden, Des Allgnädigen, (rezitiere ich).

2

Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten,

Lob sei Allah, dem Herrn der Menschen in aller Welt (al-`aalamuun)

Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten,

Lob sei Gott, dem Schöpfer der Welten,

Alhamdulillah: Alles Lob gebührt ALLAH, Dem HERRN aller Geschöpfe,

3

Dem Gnädigen, dem Barmherzigen,

dem Barmherzigen und Gütigen,

dem Allerbarmer, dem Barmherzigen,

dem Gnädigen, dem Barmherzigen,

Dem Allgnade Erweisenden, Dem Allgnädigen,

4

Dem Meister des Gerichtstages.

der am Tag des Gerichts regiert!

dem Herrscher am Tage des Gerichts!

dem Alleinherrscher am Tag des Jüngsten Gerichts!

Dem Herrscher am Tage des Din.

5

Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.

Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe.

Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe.

Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe und Beistand.

Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe!

6

Führe uns auf den geraden Weg,

Führe uns den geraden Weg,

Führe uns den geraden Weg,

Führe uns den geraden Weg,

Leite uns recht auf den geradlinigen Weg,

7

Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Dein) Mißfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind.

den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast, und die nicht dem Zorn (Allahs) verfallen sind und nicht irregehen!

den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden.

den Weg derer, denen Du die Gnade (des wahren Glaubens) erwiesen hast und nicht derer, die sich Deinen Zorn zugezogen haben und in die Irre gegangen.

den Weg derer, denen DU Wohlergehen hast zuteil werden lassen, die weder vom Zorn geplagt werden noch abgeirrt sind!

al-Fatiha

Die erste Sure des Koran ist unter dem Namen al-Fātiḥa (Die Eröffnende) bekannt. Ibn Kaṯīr  und andere Exegeten führen noch zahlreiche andere Namen auf, welche Überlieferungen zufolge dieser Sure voranstehen, wie zum Beispiel: „Umm al-kitāb“ (Die Grundlage des Buches), „al-Šifāʾ“ (die Heilung)., „al-Ruqya“ (das Heilmittel),  „al-Ḥamd“ (das Lob) und andere. Sie gilt aufgrund ihrer zentralen orthopraktischen Bedeutung im Ritualgebet als die meist gelesene Sure des Koran.

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen, (1)

Die Frage, ob die Formel „Im Namen Gottes….“ (al-basmalah) ein Teil dieser ersten Sure ist bzw. einen Vers der anderen Suren bildet, an deren Anfang sie steht (alle Suren mit Ausnahme 19), beschäftigt sowohl die Koranwissenschaft als auch die normative Rechtslehre von Beginn an. In dieser Übersetzung beispielsweise ist die Verszählung eine Unterstützung jener Position, nach der die Basmalah als ein Vers der Sure al-Fatiha mitgezählt wird.

Alles Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten (2)

Lob: In der Tafsirliteratur finden sich zahlreiche Abhandlungen über die genaue Bedeutung des Wortes al-ḥamd und die Unterscheidung zwischen Lob und Dankbarkeit. Das Wort „hamd“ wird insofern von Dank abgegrenzt, als es hierbei um die Erwähnung der Vorzüglichkeit des Gelobten geht, ohne dass dies mit einer Zuwendung einer Gnadengabe verbunden wäre, im Gegensatz zu Dankbarkeit.
Der definite Artikel „al-“ wird hier in einer umfassenden vertiefenden Bedeutung gesehen, sodass der eigentliche Wortlaut „DAS Lob“ im Deutschen mit dem Wort „alles“ umschrieben wird – gemeint ist hier, dass in der absoluten Realität niemand anderer als Gott selbst Lob und Preis verdient, während Dankbarkeit gegenüber Menschen nur einen Aspekt der notwendigen Dankbarkeit gegenüber Gott darstellt. In diesem Zusammenhang steht der Hadith „Wer den Menschen nicht dankt, der ist Gott gegenüber nicht dankbar“.
Das Wort Herr (rabb) steht in einem engen etymologischen Zusammenhang mit dem Wort Tarbiya, nämlich Erziehung, in dem Sinn, dass Gott seine Geschöpfe erzieht und ihre Angelegenheiten regelt.
Die Bedeutung des Begriffs „Welt“ besonders in der hier vorkommenden Pluralform ist Gegenstand zahlreicher exegetischer Diskussionen: Nach Qatāda ist die Welt alles, was außer Gott existiert, also sämtliche Geschöpfe. Nach einer Überlieferung von Ibn ʿAbbās sind damit Menschen und Geistwesen gemeint, anderen Exegeten zufolge versteht man unter den „Welten“ alle verstandesbegabte Wesen bzw.  alle beseelten Wesen.
Der hier verwendete Plural führte in manchen exegetischen Traditionen zu der Frage, wie viele Welten in der Schöpfung existieren, dabei ist die Rede von 18.000, 40.000 und ähnlichen Zahlen – Zahlen, die letztendlich auf die Beschränktheit der durch Sinneswahrnehmung mögliche Erkenntnis der Realität hinweisen.
Etymologisch leitet sich das Wort ʿālam von der Grundbedeutung Wissen bzw. Kennen her, was so zu erklären ist, dass die Welt die erkennbare Dimension des Seins darstellt bzw. ein erkennbares Zeichen für die Existenz Gottes darstellt.

Dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (3)

Beide Gottesnamen (al-raḥmān und al-raḥīm) leiten sich von der Wurzel r-ḥ-m ab, die mit dem Begriff Barmherzigkeit zusammenhängt. Die Übersetzungen dieser beiden Eigenschaften aus dem Arabischen entsprechen einer sehr vielfältig gestalteten Diskussion über die genauen semantischen Unterschiede zwischen beiden Begriffen. 

dem Herrscher am Tage des Gerichts. (4)

Herrscher (in zwei unterschiedlichen Lesearten malik und mālik) bedeutet wörtlich Besitzer, Inhaber – gemeint ist, dass Gott am Tage des Gerichts die absolute Befehlsgewalt besitzt und er über das Schicksal der Geschöpfe richtet.

Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe. (5)

Hier wird eine Wendung von der dritten Person, in der über Gott gesprochen wird, zur zweiten Person, in der Gott direkt angesprochen wird, vollzogen. Das Personalpronomen des Akkusativs wird dem Verb vorausgestellt, was auch im Arabischen einer Betonung im Satz bzw. auch einer Einschränkung entspricht (niemand anderem als dir…).
Die koranische Bedeutung dieses Begriffs „dienen“ wird u.a. aus dem Vers „…und ich habe Geister und Menschen nur erschaffen, damit sie Mir dienen“ (51:56) deutlich.

Führe uns den geraden Weg (6)

Dieser Vers gilt als Herzstück der Sure, nämlich das Bittgebet um Rechtleitung. Nach al-Qurṭubī ist dieser Vers auch ein Argument gegen die muʿtazilitische Annahme der Vorrangstellung des menschlichen Willens: wäre es nämlich ausreichend, dass der Mensch für sich selbst diesen geraden Weg wünscht, wäre es nicht angebracht, in einer Sure, die so zentral ist wie diese, Gott immer wieder um „Führung zum geraden Weg“ zu bitten. Der theologische Kontext hierbei ist die Frage, ob Gott die (guten und schlechten) Handlungen der Menschen erschafft oder ob dem Menschen diese Macht von Gott verliehen wurde. Der muʿtazilitische Exeget al-Zamaẖšarī wiederum legt dar, dass in diesem Bittgebet um ein „zusätzliches Maß an Rechtleitung“ gebeten wird.

den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden. (7)

al-Qurṭubī führt hier zahlreiche Interpretationen für diese beiden Bezeichnung an: In Vielen Tafsir-Werken werden damit die sogenannten Schriftbesitzer  (ahl al-kitāb) identifiziert, oder auch die „Götzendiener“ und Heuchler“. Der Mystiker Ibn ʿAǧība legt dar, bei ersten Gruppe (diejenigen, die Gottes Zorn erregen) würde es sich um jene Menschen handeln, die ihren inneren Neigungen und Gelüsten folgen und dadurch in Sündhaftigkeit fallen, während die „Irregehenden“ jene seien, die in ihrer Religion im Zustand von Unwissenheit und blinder Nachahmung verweilen und nicht die Stufe derer erreichen, die in ihrem Inneren reinen Monotheismus verwirklicht haben. 

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